Mein Aufenthalt in Buenos Aires geht langsam auf sein Ende zu! In einer Woche werde ich schon wieder im verschneiten Deutschland sein und dann mit meiner Familie Weihnachten feiern und die Pisten unsicher machen! Darauf freue ich mich schon sehr - ich bin aber auch etwas baff, wie schnell die Zeit hier rumgegangen sind. Eineinhalb Monate ziehen dann doch schnell an einem vorbei.
Ich habe mich entschieden, nach den "Ferien" die Schule zu wechseln und ins Landesinnere nach Córdoba zu wechseln. Das Aus und Ein der Schüler hier ist dann leider doch nicht ganz optimal, wenn man eine längere Zeit an der Schule verbringen will. Die Freunde, die ich hier inzwischen gemacht habe, sind teilweise schon wieder abgereist und der letzte Schwung verlässt Buenos Aires wie ich nächste Woche. Nur ein bekanntes Gesicht - Elisa aus Brasilien, mit der ich bis jetzt im Alleingang die 6 Wochen Kurs beschritten habe - wechselt mit mir nach Córdoba und darüber freue ich mich sehr. Ich bin mal gespannt, was mich im Landesinneren erwarten wird. Zwar ist Córdoba auch eine Millionenstadt, aber doch deutlich kleiner als Buenos Aires. Davon dann aber mehr ab Januar!
Jetzt erst einmal wieder ein Bericht über die Aktivitäten der letzten Woche: Am Mittwoch war mal wieder ein Feiertag (neben dem Streiken nehmen die Argentinier nämlich auch gerne frei!) und ein paar andere Schülerinnen und ich nutzten den Tag, um mit dem Touristenzug "Tren de la Costa" von Buenos Aires aus an der Küste entlang zu fahren und nach einem angeblich existierenden "Strand" zu suchen. Jaaa --- Strand gab es dann nicht, nur einen Kieselhaufen mit Müll drauf. Aber schön war es trotzdem: Es gab einen kleinen Hafen mit hübschen Yachten und toller Aufsicht auf den Rio de la Plata, der - wie ich heute erfahren habe - breiteste Fluss der Welt! Außerdem haben wir die Stadt Mitre vor den Toren Buenos Aires erkundet und dort schöne Alleen mit hübschen kleinen Häuschen vorgefunden. Es sieht so aus, dass sich die Porteños, die es sich leisten können, dann doch mit ein wenig Ruhe außerhalb Vorlieb nehmen. In dem kleinen Ort San Isidro besichtigten wir eine sehr hübsche kleine Kirche. Im Alleingang fanden Alice und ich dann doch noch einen "playa de césped", also einen Grasstrand. Kaum waren wir aber angekommen und konnten Buenos Aires aus der Ferne betrachten, fing es an wie aus Kübeln zu schütten und wir mussten im Zug warten, bis die Gleise nicht mehr unter Wasser standen.
Nach dem Unterricht war ich mit Alice am Donnerstag dann noch bei der "Biblioteca Nacional de Argentina", ein interessant konstruiertes Gebäude, aus dessem höchstem Stockwerk man einen tollen Blick auf die Stadtteile Recoleta und Puerto Madero hat!
Außerdem durften wir auf dem Heimweg (wie eigentlich jeden Tag) wieder eine "manifestation" beobachten. Davon stell ich jetzt doch mal ein paar Fotos rein, denn diese Demonstrationen begleiten mich jeden Tag, wenn wieder neben meinem Fenster vorbeigelaufen, gepfiffen und getrommelt wird. Inzwischen verstehe ich dank der vielen Dokumentationsfilmen und Diskussionen, die zum Unterricht gehören, diese Streikkultur ein wenig besser. Die Argentinier haben in ihrer 200jährigen Geschichte (2010 wird das 200 jährige bestehen seit 1810 gefeiert!) sehr viel durchgemacht und das vor allem in letzter Vergangenheit. Die Militärdiktatur seit den 30er bis in die 80er Jahre steckt den Argentiniern noch tief in den Knochen, viele Lehrer haben grausame Behandlungen durch das Militärregime hautnah miterlebt und können davon berichten. Dazu kommen dann noch die Regierungen, die das Land nach der Diktatur ab den 80ern völlig schröpften und bis 2001 in eine schwere Wirtschaftskrise führten. Im Dezember 2001 stand auch einer meiner Lehrer mit am Plaza de Mayo und musste zusehen, wie der Präsident sein Amt niederlegt und mit dem Hubschrauber die Casa Rosada (das Regierungsgebäude) verlässt, nachdem die Banken ihre Toren geschlossen und komplettes Chaos im ganzen Land ausgebrochen ist. Bei diesen Bildern und Erzählungen kamen mir schon öfter fast die Tränen. Kein Wunder also, dass die Argentinier immer wieder für ihre Rechte auf die Straße ziehen und sie lautstark verteidigen!
Streik! auf den Straßen von Buenos Aires
Demonstration vor dem Congreso Nacional
Blick auf eine der vielen "manifestaciones" aus meinem Fenster
Zum Mittagessen gab es Fleisch von einer typischen "parrilla", also einem riesigem Grill mit jeglichen Fleischsorten. Nach dem Essen wurden dann noch traditionelle Gaucho-Tänze und -Musik aufgeführt. Zum Schluss bewiesen uns die Gauchos dann noch ihre Reitkünste! Alles in allem war es ein sehr gelungener und schöner Tag!
Die Estancia Santa Susana vor den Toren Buenos Aires
Gauchos, Pferde und eine begeisterte Maja.
Ein Gaucho beweist sein Reittalent...
...und ein anderer seine Tanzkünste!
Gauchos, Pferde und eine begeisterte Maja.
Ein Gaucho beweist sein Reittalent...
...und ein anderer seine Tanzkünste!
In der letzten Woche werde ich mich mal ein wenig auf das Abschlussexamen konzentrieren, dass mir mein Spanischlevel attestiert und allmählich meine Sachen zusammenpacken. Freitag abend geht es dann zurück in die Kälte, am Samstag Mittag komme ich in Frankfurt an. Es waren echt tolle 6 Wochen und ich habe unglaublich viel erlebt. Ich werde Buenos Aires vermissen, inzwischen fühle ich mich in dieser vielfältigen Stadt sehr wohl. Ich bin aber auch gespannt, was mich als nächstes erwartet.
Ich würde mich sehr freuen, von einigen unter euch in den Ferien mal zu hören! Euch allen wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ab dem 9. Januar bin ich wieder in Südamerika und dann gibt es wieder ein Blog-Update!
Hasta enero y feliz navidad!
Besos,
Maja